Die Menstruationstasse • Ein blutiger Text

Wie ich endlich den Sprung vom Tampon zur Menstruationstasse wagte

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Eine Menstruationstasse ist nicht etwa eine Tasse, aus der ich meinen Kaffee trinke, wenn ich meine Regel habe.
(Wenn Du ein Mann bist, und mit der Periode der Frau nichts zu tun haben möchtest, kannst Du jetzt noch aufhören zu lesen. Aber hej, lies doch weiter und lerne 😉)

Menstru.... was? Der Becher für Deine Blutung!

Es handelt sich dabei um einen kelchförmigen Silikonbecher, der in die Scheide eingeführt wird, und dort das Menstruationsblut aufnimmt. Ein Stiel am unteren Ende macht das Entfernen und Entleeren einfach. Unter kaltem Wasser ausgespült ist „die Tasse“ direkt wieder einsatzbereit. Soviel zum Technischen.

Warum ist die Hemmschwelle so groß (gewesen)?

Eine wirklich gute Frage. Ich menstruiere seit 23 Jahren. Nutze ziemlich seit Anbeginn Tampons. Habe vor drei Jahren ein Kind bekommen. Man sollte meinen, mein Umgang mit der Monatshygiene sei nichts Besonderes mehr. Seit einiger Zeit erlebe ich das Bluten sogar als unheimlich befreiend, entgiftend. Leide nur sehr selten unter begleitenden Schmerzen. Ich habe also keine Probleme mit meiner Menstruation an sich. Und dennoch…

Es dauerte Jahre, bis ich endlich den Mut fand, mir eine Tasse zu kaufen.

Mein Tamponvorrat ging zur Neige, die Mondzeit stand an, irgendwoher kam noch ein kleiner Impuls, und schon stand ich im örtlichen Drogeriemarkt und kaufte mir -endlich- meine Periodentasse.

Passt da denn jede einfach so?

Das ist das nächste Thema. Es gibt mittlerweile wirklich viele Anbieter von Menstassen. Zur Passform gibt es ein paar Richtlinien. Körpergröße, Figur, Kind ja oder nein… Dennoch ist es nicht unbedingt ganz so einfach, den passenden Becher zu finden. Es gibt bei Facebook sogar eine Gruppe, die sich nur damit befasst, Dir aus dem Dschungel der Produkte das richtige zu empfehlen. Da soll dann die Höhe des Muttermundes einen ganzen Zyklus lang gemessen werden, die Stärke der Blutung angegeben werden, der Zustand der Beckenbodenmuskulatur ist auch nicht unwichtig… Ich war in dieser Gruppe und bin ehrlich gesagt geflüchtet. So weit war ich damals dann einfach doch noch nicht. Vielleicht bereitet mein Artikel Dich besser vor, und Du begibst Dich auf die Abenteuerreise.

Meine Menstruationstasse und ich - das Kennenlernen.

Wie oben schon geschrieben, habe ich mir für den ersten Test einfach eine Tasse im Drogeriemarkt gekauft. Die Größe habe ich nach den dort angegebenen Empfehlungen gewählt, die sich schlicht auf Körpergröße und Anzahl meiner Kinder bezogen. Ich hatte keine Lust, noch einen Zyklus lang mit Messungen zu verbringen. Und siehe da, der Cup, wie er auch genannt wird, passte sofort. Glück gehabt. Am Anfang war das Einsetzen eine gewisse Friemelei. Es gibt nämlich verschiedene Faltmöglichkeiten, die ich auch ausprobiert habe. Und dann lernte ich mich ganz automatisch noch ein bisschen besser kennen. Das Teil muss ja richtig sitzen. War am Ende aber alles kein Hexenwerk, sondern (wie auch beim Start mit den Tampons) reine Übungssache. Das Leeren geht problemlos, der Inhalt wird ins Klo gekippt, die Tasse ausgespült und wieder eingesetzt.

Tassenleeren on the road - wenn die Örtlichkeiten nicht optimal sind.

Ja, im Büro zum Beispiel, wenn das Waschbecken sich nicht unmittelbar neben der Toilette befindet, ist es etwas komplizierter. Da kannst Du Deine Tasse auch mal mit etwas Toilettenpapier auswischen, oder Du schmuggelst eine kleine Wasserflasche mit in die Kabine. Auch Urin eignet sich hervorragend als Spülmittel. Und in der Natur kippst Du sie einfach ins nächste Gebüsch, an eine Blume Deiner Wahl, oder was sich sonst gerade anbietet. Generell habe ich beobachtet, dass die Tasse deutlich mehr fasst als ein Tampon der Größe „super“. Ich muss also gar nicht unbedingt leeren, wenn die Umstände nicht passen. Aber das ist meine persönliche Erfahrung und kann natürlich je nach Stärke der Blutung bei Dir auch anders sein.

Der Cup beim Sport. Oder: Läuft die Tasse aus, wenn ich aktiv werde?

Da ich mich nicht unbedingt als Sportjunkie bezeichnen würde, kann ich nur von Erfahrungen beim Schwimmen und beim Yoga erzählen. Im See mogelte sich tatsächlich ein bisschen Wasser mit in die aufgefangene Menge. Das passierte mir mit Tampons allerdings auch, und liegt vermutlich an meiner eher kümmerlichen Beckenbodenmuskulatur. Eventuell saß die Tasse auch nicht perfekt. Beim Yoga fühle ich mich absolut sicher! Richtig eingesetzt ist das Unfallrisiko mit Mooncup wirklich sehr klein.

Und nachts? Träumen im roten Meer???

Auch nachts ist bei mir noch nichts daneben gegangen.
Ich denke, es hängt einfach am richtigen Sitz der Menstruationstasse. Als Backup nutze ich Stoffbinden. Ohne Sorgen schläft es sich einfach am Besten, egal wovon Du träumst.

Was ist denn nun so toll an diesen Menstruationstassen?

Ja, was ist es, das mich so begeistert? Im Mülleimer neben dem Klo bilden sich im Sommer keine Fruchtfliegen mehr. Den leichten Verwesungsgeruch vermisse ich ebenso wenig. (Jaaa, das geht wirklich schnell sonst!) An den schwächeren Tage quäle ich mich nicht mehr damit, den die Scheide austrocknenden Tampon einzuführen. Die Tasse ist feucht und glatt, es ist schier eine Freude. Auch spare ich eine Menge Plastik, denn Tampons sind ja nun mal einzeln verpackt.

Und auch wenn es nicht mein persönliches Problem war: Ich habe von Frauen gehört, die jahrelang mit Pilzen zu kämpfen hatten. Und seitdem sie einen Cup nutzen, dieses Problem nicht mehr haben. Ist das nicht irre?

Du sparst Müll und Geld. Auch, wenn die Tamponsteuer kürzlich auf 7 % gesenkt wurde. Von den Schadstoffen mal ganz abgesehen, die Du Dir (nun nicht mehr) einführst. Bio-Tampons sind recht neu auf dem Markt, und eine grandiose Entwicklung, aber für mich ist die Entscheidung nun gefallen. Ich bin lediglich ein wenig traurig, es nicht früher gewagt zu haben.

Gibt es überhaupt Nachteile? Butter bei die Fische...

Kommen wir nochmal auf den blutigen Teil zurück. Dieses Blutgemisch, das sich in der Tasse sammelt, lässt sich je nach Wasserdruck nicht so ganz einfach wegspülen. Ich fand es anfangs befremdlich, dann und wann in meiner Toilette einen roten Unterwassersee zu haben. Aber wie es ja oft so ist, verliert das mit der Zeit deutlich an Brisanz, und ansonsten behebt ein zweiter Spülgang das Problem.

Dieses Kind übrigens, das ich vor drei Jahren bekam, lässt mich natürlich nicht allein auf Toilette gehen. Und sah anfangs meinen Umgang mit Tampons, wie es nun auch meinen Umgang mit der Tasse beobachtet. Kindgerecht erklärte ich, dass das altes Blut sei, das da einmal im Monat ausgekehrt und im Putzeimer aufgesammelt wird. Und ich habe die Hoffnung, dass es später entspannter mit der Periode und allem drumherum umgehen wird. Vielleicht sogar seinen Zyklus lieben wird. Aber das ist ein anderes Thema.

Und wenn die Mens vorbei ist?

Wenn die Mondzeit vorbei ist, spüle ich die Tasse noch einmal gründlich aus, und bewahre sie im mitgelieferten Beutelchen im Badschrank auf.
Kurz vor dem nächsten Einsatz koche ich sie einmal aus. Das war es auch schon an Aufwand.

Meine Empfehlung: Trau Dich!


Ob Du nun erstmal ein lautes „Igittigitt“ von Dir gibst und die Gänsehaut glattstreichst, oder schon eine Tabelle für die Maße erstellst: Für ein Bad ohne Müll und einen gesunden, offenen Umgang mit Deiner Periode ist die Tasse, egal von welcher Firma, ein absoluter Gewinn.

Um Dir die Entscheidung, welche Tasse bei Dir einziehen darf, etwas leichter zu machen, gebe ich Dir gern folgende Information:

Der Hersteller Ruby Cup hat erfolgreich ein “Buy One Give One”-Programm initiiert, bei dem für jede gekaufte Tasse eine weitere an ein Schulmädchen in einem Partnerland, z.B. Kenia, gespendet wird. Was alles dahintersteckt, kannst Du hier genauer erfahren. Ich finde das Engagement für Mädchen in armen Regionen jedenfalls so toll, dass meine Zweittasse ganz sicher eine Ruby Cup sein wird. Erhältlich ist sie zum Beispiel hier, im Avocadostore.

Eine große Auswahl verschiedener Hersteller hält der Avocadostore darüber hinaus auch bereit.

Viel Spaß beim Stöbern!


Profilbild von Julia Schubert

Julia Schubert

Ich bin: Mama. Ehefrau. Geliebte. Tochter. Freundin. Veganerin. Buchhändlerin.

Ich liebe: Meine Familie. Den Norden. Die Natur.  Schwimmen im See. Kundalini- Yoga. Pures, ehrliches Leben. Zeit mit Freunden. Oder einem guten Buch. Und immer besondere Musik.

Ich wünsche mir: Eine gesunde Welt in Frieden. Eine gute Zukunft für unsere Kinder. Liebe, Glück, Gesundheit und Zufriedenheit für alle Menschen. Mit meinem Leben etwas in diese Richtung bewirken zu können.

Ich freue mich, wenn Du unsere Texte liest, und Inspirationen und Ideen bekommst. Wir können dem Wahnsinn ein Schnippchen schlagen. Du zählst!

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